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FAQs zu: "Wilde Jungs, brave Mädchen? Weniger Klischees - mehr Möglichkeiten für alle"

In unserem Live-Web-Coaching am 11.04.2024 ging es um Rollenklischees in der Erziehung. Die Aufzeichnung enthält viele Tipps der beiden Expertinnen zu dem Thema und hier finden Sie häufig gestellte Fragen aus unserem Chat und die Antworten mit weiterführenden Infos dazu.

Rollenbilder heute

Aus der Praxiserfahrung, beim Filmdreh beispielsweise, wissen wir, dass die Kinder und Jugendlichen relativ offen in der Rollenverteilung sind. Sie bedienen sich aber natürlich der Vorbilder, die sie kennen und orientieren sich daran, wie sie sozialisiert sind. Das heißt, es ist von vielen Faktoren wie Alter, Sozialisierung usw. anhängig, welche Rollenvorstellungen Kinder haben. Mehr Infos zum Thema Geschlechterrollen gibt es auf der Seite des Bayerischen Erziehungsratgebers.

Zunächst einmal ist ein gutes, gesundes und gelingendes Aufwachsen nicht abhängig von der Anzahl der Erziehenden und deren Geschlecht. Wenn Sie als Mutter ein liebevolles Miteinander vorleben, ist das ausreichend. Natürlich sind Ihre Kinder aber auch neugierig, wie eine Paarbeziehung funktioniert und bedienen sich entsprechend an Vorbildern in den Medien und im Umfeld (genauso wie die Kinder aus Familien mit zwei Elternteilen das auch tun). Umso wichtiger kann es sein, hier entsprechend gutes Anschauungsmaterial zu wählen. Tipps für Kindermedien mit vielfältigen Rollenbildern finden Sie z. B. im Elternguide oder wenn Sie online mit den Begriffen „geschlechtssensible Kinderbücher / Kinderfilme“ suchen.

Gerade in diesem Alter sind Mädchen sehr empfänglich für solche Angebote – auch durch entsprechende Trends, z. B. in der Kita oder durch Werbung. Mehr zum Thema, welchen Einfluss Werbung auf Kinder in diesem Alter hat, finden Sie im Medienbrief 1. Schön, wenn Sie weiterhin versuchen, Alternativen anzubieten (z. B. Pippi Langstrumpf, Biene Maja usw.). Oft handelt es sich aber auch um eine Phase, die wieder vergeht. Auf längere Sicht orientieren sich Kinder daran, was ihnen vorgelebt wird. 
 

Es ist sehr gut, dass Sie Ihr Kind geschlechtersensibel erziehen möchten. Natürlich kann es zu Konflikten kommen, wenn Ihr Kind dann mit ganz anderen Meinungen und Aussagen konfrontiert wird. Aber es ist normal – auch in anderen Bereichen –, dass Kinder unterschiedlich erzogen werden und vielfältige Meinungen haben. Wenn Ihr Kind merkt, dass es ihm oder ihr zu viel wird, meldet es sich wahrscheinlich oder geht Auseinandersetzungen aus dem Weg. Dann ist es wichtig, mit ihm oder ihr zu sprechen. Einen schwerwiegenden inneren Konflikt müssen Sie nicht befürchten. Vielleicht hilft es Ihnen, sich mit anderen Eltern auszutauschen, beispielsweise bei Elterntalk: Das Format bietet moderierte Gesprächsrunden für Eltern zu verschiedenen Themen im Familienalltag an. Es richtet sich an alle Eltern mit Kindern bis 18 Jahren.
 

Ihre Bedenken sind sehr nachvollziehbar und natürlich ist es v. a. bei der Erziehung einer Tochter immer wichtig, in Bezug auf Körperbilder sensibel zu sein. Tatsächlich wird das Phänomen Barbie gerade wegen des populären Barbie-Films sehr kontrovers diskutiert. Ein Verbot von so herbeigesehnten Dingen ist aber aus pädagogischer Sicht eher ungünstig und weckt oft ein noch stärkeres Verlangen. Ihre Tochter begeistert sich vermutlich in erster Linie wegen der Spielmöglichkeiten für Barbie, ohne den Körperbau zu beachten. Es gibt tatsächlich auch Barbie-Figuren die gerade nicht dem Prinzessinnen-Schema entsprechen und auch einen anderen Körperbau haben. Vielleicht ist es eine Möglichkeit, Ihre Tochter auf diese Puppen aufmerksam zu machen? Gewähren Sie der Barbie durchaus Einzug in Ihren Haushalt, jedoch in Maßen und ohne großes Aufheben darum zu machen. Wenn sich Ihre Tochter für eine Puppe mit Berufskleidung interessiert (z. B. Forscher-Barbie), sprechen Sie mit Ihr über deren Fähigkeiten. Schön, dass Sie sensibel bei diesem Thema sind, behalten Sie das auch im Gespräch bei. Es ist wichtig, dass Ihre Tochter begreift, dass Mädchen und Frauen nicht so aussehen und dass es viele verschiedene Körper gibt, was gut und schön so ist. Es gibt tatsächlich viele mediale Vorbilder, die in dieser Hinsicht immer wieder kritisch betrachtet und auch mit Ihrer Tochter thematisiert werden sollten - natürlich immer altersgerecht. Mehr zum Barbie-Hype erfahren Sie bei Webhelm.

Gleichberechtigung

Das ist möglicherweise eher eine Frage des Temperaments als des Geschlechts. Wichtig ist in dem Zusammenhang, dass Sie eine ausgewogene Rollenverteilung vorleben, wenn Ihnen das möglich ist. Sie können es auf jeden Fall bei Ihren Kindern ansprechen, so dass beide darauf achten, das jeweils andere Geschwisterkind zu stärken. Mehr zum Thema Geschwisterkinder finden Sie bei BAER, dem Bayerischen Erziehungsratgeber.

Ihr Sohn passt sich in seinem Verhalten seinen Spielkameraden und Spielkameradinnen an. Das ist ganz normal und auch gut, weil er so mit allen gut auskommen kann. Er probiert sich und sein Rollenverhalten aus und testet Grenzen. Sie brauchen sich keine Sorgen machen und können auf seine Entwicklung vertrauen. Mehr Infos zu den unterschiedlichen Entwicklungsstufen von Kindern und Jugendlichen gibt es in den Elternbriefen des Bayerischen Landesjugendamtes.

Umgang mit schwierigen Situationen

Bestärken Sie Ihr Kind, das zu machen und zu tragen, was es gerne tut und anzieht. Sprechen Sie außerdem mit dem Fachpersonal in der Kita. Vielleicht haben die Erzieherinnen und Erzieher die Möglichkeit, das mit allen Kindern zu thematisieren, ohne speziell auf Ihr Kind einzugehen. Das können sie beispielsweise, indem sie Spiele, Bücher oder Fragen zu dem Thema in der Gruppe besprechen. 

Das ist – ohne weitere Informationen – schwierig zu beantworten. Grundsätzlich wäre es sehr wichtig, dass Ihr Mann sie unterstützt und seinem Sohn klarmacht, dass es zwischen Ihnen keinen Unterschied geben soll. Wenn Ihr Sohn nicht mehr ganz klein ist, können Sie auch versuchen, ihn darauf anzusprechen und zu fragen, warum er mehr auf den Vater hört. Vielleicht empfindet er das selbst ganz anders. Wenn Sie das Gefühl haben, alleine nicht weiterzukommen, können Sie sich auch jederzeit an eine Erziehungsberatungsstelle wenden – hier finden Sie die bayernweite Übersicht.

Ihrem Sohn ist es scheinbar nicht so egal. Kinder möchten oft klar zu einem bestimmten Geschlecht gehören und sind verletzt, wenn die Umwelt das nicht sofort erkennt. Fragen Sie ihn doch, warum ihn das so stört. Sie dürfen ihm auch gerne sagen, dass Sie persönlich es nicht so wichtig finden, weil es ja in erster Linie um den Menschen geht und nicht darum, welchem Geschlecht eine Person angehört.

Es ist sehr gut, dass sich Ihre Kinder an Sie gewandt haben. Das heißt, sie vertrauen sich Ihnen an und nehmen Sie als gute Unterstützung wahr. Das ist eine sehr wichtige Basis. Bleiben Sie offen und interessiert, sprechen Sie über Werte und wie man sich in solchen Situationen verhält. Beispielsweis: die anderen unterstützen, auf Verstörendes hinweisen und äußern, dass es nicht gewollt ist. Mehr zum Thema Klassenchat finden Sie im Medienbrief 2.